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Wie süß! 

Got caught. Scared fat man is holding sweet unhealthy food with his bead full of cream. He is standing and staring at camera with shock. Isolated and copy space

Unser Bundesernährungsminister Christian Schmidt (CSU) hat kürzlich einen Entwurf für eine „Nationale Strategie für die Reduktion von Zucker, Fetten und Salz in Fertigprodukten“ vorgelegt. Einen Entwurf wohlgemerkt, der vorsieht, gemeinsam mit der Lebensmittelwirtschaft und dem Lebensmitteleinzelhandel auf freiwilliger Basis veränderte Rezepturen für Fertigprodukte mit weniger Zucker, Fett und Salz zu erarbeiten. Sein besonderer Augenmerk gilt dabei den zuckerhaltigen Erfrischungsgetränken, Brot und Brötchen, Frühstückscerealien, Joghurt- und Quarkzubereitungen sowie Tiefkühl-Pizzen. 

Von Selbstverantwortung keine Spur

Lassen wir einmal zwei Dinge dahingestellt: Erstens, ob die Auswahl der Nährstoffe hier korrekt getroffen wurde, wo zwischenzeitlich eine ganze Menge Studien belegen, dass Fett nicht generell zu den dick- und krankmachenden Nährstoffen gehört. Und zweitens, ob der Weg, per Dekret gegen solche Lebensmittel vorzugehen der richtige ist. Eine Berechtigung für eine solche Maßnahme liefert ihm natürlich die ständig fortschreitende Entwicklung von Übergewicht und Adipositas und der daraus resultierenden  Erkrankungen. Zumal Deutschland eines der wenigen Länder ist, die bislang keine sogenannten Reformulierungs-Maßnahmen (gemeint sind Änderungen der Rezepturen) in Hinblick auf die o.g. Nährstoffe mit unterschiedliche Methoden wie Gesetze, von der Regierung initiierte Übereinkünfte und freiwillige Selbst-verpflichtungen der Lebensmittelhersteller durchführen.

Auch hierzulande gab es in den vergangenen Jahren vonseiten des Bundesgesundheitsministeriums schon zahlreiche Apelle an die Lebensmittelindustrie, zum Wohle der Gesundheit ihrer Kunden ihre Rezepturen entsprechend zu überarbeiten, die jedoch mehr oder weniger alle ungehört verhallten. Umso bemerkenswerter sind jetzt allerdings die Reaktionen, die von genau dieser Industrie und ihren Interessenverbänden auf diesen Entwurf zu lesen und zu hören sind.

Staatlich verordnete Umerziehung in Sachen Geschmacksempfinden?

Ich darf an dieser Stelle Herrn Dr. Hans-Jörg Gebhard, Vorsitzender des Vorstands der Wirtschaftlichen Vereinigung Zucker zitieren: „Die Strategie läuft völlig ins Leere, weil die Fokussierung auf einzelne Nährstoffe wie Zucker bei der Bekämpfung von Übergewicht nicht hilf. Vielmehr ist die Kalorienbilanz entscheidend, denn wer mehr Kalorien aufnimmt, als er verbraucht, nimmt zu.“  Bravo Herr Dr. Gebhard, das haben Sie ganz treffend erkannt. Nur, woher kommt denn das Zuviel an Kalorien in erster Linie? Doch nicht etwa z.B. aus den meist weit mehr als 10 Stücken Würfelzucker, die durchschnittlich in 250 ml eines Erfrischungsgetränks enthalten sind? Bei so wenig ernährungswissenschaftlicher Kompetenz sollte man sich mit der Kritik vielleicht etwas zurückhalten.

Auch der Hauptgeschäftsführer des gleichen Verbandes, Günter Tissen, ließ es sich nicht nehmen, sich zu dem Thema zu Wort zu melden. Zitat: „Süßes darf uns künftig nicht mehr schmecken. Bundesernährungsminister Schmidt will Verbrauchern ein neues Geschmacksempfinden anerziehen. Dazu will er ihnen die angeborene Süßpräferenz abgewöhnen.“ Das haben Sie völlig richtig erkannt, Herr Tissen: Tatsächlich zieht der Mensch von Geburt an Süßes solchen Nahrungsmittel vor, die sauer oder bitter schmecken. Nur setzt die Lebensmittelindustrie alles daran, diese evolutionsbedingte Vorliebe (gerade für unsere Vorfahren war die Unterscheidung zwischen süß, bitter und sauer überlebenswichtig, denn Bitteres und Saures kommen häufig in giftigen Pflanzen vor, verdorbene Lebensmittel schmecken oft sauer) schon im Kleinkindalter so zu festigen, dass unser Geschmacksempfinden eindeutig geprägt wird. Wie sonst ist es zu erklären, dass gerade sog. ‚Kinderlebensmittel‘ zu 90% ungesund sind. Sie enthalten zu viel Zucker, Fett oder Salz.

Ist gesunde Ernährung mit dem Zerfall unserer Kultur gleichzusetzen?

Noch haarsträubender liest sich allerdings das Wehklagen von Christoph Minhoff, seines Zeichens Hauptgeschäftsführer  des Spitzenverbandes der Lebensmittelwirtschaft, Bund für Lebensmittelrecht und Lebensmittelkunde. Zitat: „Was wir verlieren sind nicht Kilos, sondern Kulturgüter. Die Pläne des Ministers bedeuten das Aus für traditionelle ‚Berliner‘ zu Karneval oder die Salzbrezel im Biergarten.“ Mir war doch bislang tatsächlich nicht bewusst, dass der Zucker- bzw. Salzgehalt eines Nahrungsmittels über dessen kulturellen Wert entscheidet. Und überhaupt: Um den Begriff ‚Kulturgut‘ in direktem Zusammenhang mit Berlinern und Salzbrezeln zu bringen, muss man schon sehr verlegen um wahre Argumente sein!

Auch Fürsorge kann ein starkes Verkaufsargument sein!

Liebe Verbands- und Industriebosse: Wenn hierzulande nicht ein Lebensmittelskandal den nächsten jagen würde, wenn Ihr nicht permanent zugunsten Eurer Umsatzzahlen Eure Kunden nach Strich und Faden verarschen würdet, dann wären solche Entwürfe vollkommen überflüssig und Ihr müsstet Euch nicht mit so fadenscheinigen Argumentationen der Lächerlichkeit preisgeben!

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